Handel an der Hauptstraße
Die Hauptstraße verbindet den Norden Ghanas mit dem in Teilen infrastrukturell deutlich fortschrittlicheren Süden des Landes. Viele Bewohner Nasias treiben an der Hauptstraße mit den vorbeifahrenden Autos Handel. Denn an den sieben Brücken, die insgesamt über den Nasia führen, muss Zoll gezahlt werden. Die Durchreisenden müssen also notgedrungen anhalten. Ohne dass die Fahrer der Autos oder Busse aussteigen, werden dort Wasser, Snacks, Lebensmittel, aus dem Nasia gefangene Fische und handliche Güter verkauft. Durch diesen lukrativen Punkt an der Hauptstraße und am Fluss wird Nasia für viele Bewohner der umliegenden Region als Wohnort immer attraktiver.
Auf den Feldern in Nasia, wie auch in der Umgebung, werden vor allem Getreide, Futtermais, Yam-Wurzel, Bohnen, Wassermelonen und Tomaten angebaut. Bleibt der Regen in der Regenzeit allerdings zu früh aus, gibt es eine schlechte Ernte. Durch den Klimawandel passiert dies immer häufiger. Auch das Waisenhaus hat mehrere Äcker, die je nach finanzieller Situation komplett oder nur anteilig in der Regenzeit bewirtschaftet werden.


Das Leben in Nasia
Die Landbevölkerung in Nasia lebt vorwiegend in einfachen, meist runden Häusern, die aus der lehmhaltigen Erde des Gebietes gebaut werden. Die Dächer bestehen aus hohen Gräsern, die am Fluss geschnitten werden. Reichere Familien können etwas Zement unter den Lehm mischen, wodurch die Häuser bei den heftigen Regenfällen in der Regenzeit weniger leicht zusammenbrechen. Diese Häuser bestehen nur aus einem einzigen Raum, in dem eine ganze große Familie lebt. Häufig schließen sich allerdings mehrere Familien zusammen und bauen ihre Häuser verbunden durch Mauern im Kreis, sodass ein kleiner Innenhof entsteht. Dort kann dann, wie in der Region üblich, im Freien gemeinsam gekocht werden.



Die Essenszubereitung
Gegessen wird in Ghana meist auf dem Boden sitzend mit den Händen.
Die meisten Gerichte in Ghana bestehen aus Maismehl. Je nach Saison gibt es zusätzlich auch Bohnen, Yams, oder Okraschoten. Soßen werden aus Öl, Chili, Tomaten oder Maggi hergestellt. (Dies ist in etwa mit unseren Gewürzmischungen der Firma Maggi vergleichbar und heißt daher auch so.) Ein besonderes Essen im Norden Ghanas ist Fufu. Dies sind gestampfte Yamswurzeln, deren Anbau im Norden recht schwierig ist, mit Tomaten-Chili- Soße. Da es in der Zubereitung allerdings sehr aufwendig ist, wird dieses Gericht nur zu besonderen Anlässen gekocht. Obst gibt es je nach Saison und ist häufig recht teuer, aber als Vitamin C Lieferant unersetzlich. Hier werden vor allem Wassermelonen, Orangen, Ananas, Papaya und Bananen gegessen. Eier, Fleisch und Fisch ist ganzjährig verfügbar, aber ebenfalls teuer, weshalb die meisten der kleinen Kinder im Waisenhaus mit ihren dicken wassergefüllten Bäuchen leider sichtbare Zeichen von Proteinmangel aufweisen.

Die medizinische Versorgung in Nasia zu verbessern, ist aktuell eines unserer Hauptziele.
Da wir gerne allen Menschen den Zugang zu einer elementaren medizinischen Versorgung unabhängig von deren finanzieller Situation ermöglichen möchten, vergeben wir Patenschaften für den Betrieb der Krankenstation.


Ursprünglich glaubten die Ghanaer an Naturgötter. Dieser Glaube besteht bis heute fort. So glauben die Menschen an Voodoo-Zauber ebenso wie an Hexen und Zauberer. Zusätzlich fühlen sich viele Menschen allerdings dem muslimischen Glauben oder der Römisch-Katholischen Kirche zugehörig. Welche der beiden monotheistischen Religionen vorherrscht, ist regional unterschiedlich. Religiöse Konflikte sind in Ghana allerdings ausgesprochen selten. Dafür findet sich an jeder Ecke ein Voodoo-Zauberer, der für seine Zauber nicht selten auch Tieropfer nutzt.

Landläufig ist man der Meinung, dass männliche Zauberer vorwiegend gute Zauber wirken, die den Geist reinigen und von Krankheiten befreien, wohingegen weibliche Hexen grundsätzlich mit ihrer Magie Unheil bringen. Durch mangelnde medizinische Bildung werden Frauen, die Kinder mit Fehlbildungen zur Welt bringen oder an Behinderungen leiden, nicht selten als Hexen bezeichnet. Dieses Schicksal droht allerdings auch Frauen nach einer heftigen Beziehungskrise mit ihrem Ehemann oder kann sich auch durch üble Nachrede in den Köpfen der Leute festsetzen. Ist die Gesellschaft einmal davon überzeugt, dass ein böser Geist in eine Frau eingedrungen ist, befindet sie sich am Rand der Gesellschaft und häufig bleibt diesen Frauen nichts anderes übrig, als in ein Hexendorf zu fliehen. Dort leben alle von der Gesellschaft ausgeschlossenen Frauen gemeinsam und unterstützen sich gegenseitig.